Unterwegs Wettbewerbe

Ausflug der Selbsthilfegruppe „Anonyme Mathematikfreunde“

Der diesjährige Ausflug der „anonymen Mathematikfreunde“ ging am 21.9.2018 nach Bonn. Dort sollten den Schülerinnen und Schülern, denen die natürliche Abneigung gegen Mathematik fehlt, geholfen werden. Ihr Mangel an Mathematikängsten führte regelmäßig dazu, dass sie von Mitschülern misstrauisch beäugt oder ausgegrenzt wurden. Die Erklärung „mir fällt Mathe eben leicht“ half hier selten. So sollten ihnen beim Ausflug die Gefahren der Mathematik deutlich vor Augen geführt werden. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelm Universität in Bonn mit einer der besten Mathematikstudiengängen Deutschlands sollten sie erleben, wie man sich fühlt, wenn man anspruchsvollen Aufgaben ausgeliefert ist. Die Aufgaben wurden wie in jedem Jahr in Zusammenarbeit mit einer belgischen und einer niederländischen Universität (Katholieke Universiteit Leuven,  Radboud Universiteit Nijmegen)  entwickelt und waren erst ab der gymnasialen Oberstufe lösbar.

Während der Anreise mit dem Zug musste der begleitende Lehrer die Gruppe immer wieder ermahnen, da bereits nach wenigen Minuten Aufgaben vergangener Bonner-Mathematikturniere lebhaft diskutiert wurden. Der Beginn des Turniers war vielversprechend, da mehrere Dutzend Mathematikstudentinnen und -studenten in grellen gelben T-Shirts der MCG-Gruppe ihr Material übergaben. Die Willkommenstasche, einem gelben Stoffbeutel mit gelbem Kugelschreiber, gelbem Programmheft und Gummibärchen führte vor Augen mit welch billigen Tricks hier die Universität StudentInnen an sich binden will.

Als dann bis 10:30 Uhr der Speisesaal der Bonner Universität sich mit weiteren Fünfergruppen aus 75 anderen Schulen füllte, war aber der Ehrgeiz geweckt. In der ersten Runde, Staffel genannt, sollten die Gruppen bis zu 20 Aufgaben in 60 Minuten lösen. Dies war aber bisher keiner Gruppe gelungen. Um 11:00 Uhr kehrte eine gespenstige Ruhe im Speisesaal ein, da fast 400 Schüler nach Lösungen suchten und mit den Mitschülerinnen und Mitschülern sich nur flüsternd austauschten. Die MCG-lerInnen arbeiteten an 15 Aufgaben und erreichten 180 Punkte.  Malte Z.* hatte die Führung innerhalb des Teams übernommen und manövrierte die Gruppe durch die „Untiefen“ in den Aufgaben. Der begleitende Lehrer nahm in einer Mannschaft aus Lehrern ebenfalls teil und dieses Lehrerdreamteam belegte den zweiten Platz hinter dem Professorenteam, das zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers in weniger als 60 Minuten alle 20 Aufgaben lösen konnte.

Nach diesem harten Kampf gab es für alle TeilnehmerInnen und BegleiterInnen Lasagne mit und ohne Fleisch, Salat, Obst und Getränke. Hier konnten die MCG-ler einen Eindruck vom Universitätsalltag erhalten, da riesige Schlangen trotz guter Organisation nicht zu vermeiden sind. In der Pause spendiert Tatjana T.* der Gruppe Schokolade. Aber auch hier spielte Mathematik eine Rolle, da die Schokolade die Form eines Rechtecks mit minimalem Umfang hatte. Um 13:30 Uhr startete die zweite Runde, in der ein spezielles Thema arbeitsteilig bearbeitet werden musste. In diesem Jahr lautete das Thema „Lineare Programmierung und Optimierung auf Graphen". Es stellte sich heraus, dass die MCG-ler nicht nur das zwanzigseitige Vorbereitungsmaterial durchgearbeitet hatten, sondern Max W.* hatte sogar alle Fehler gefunden. Als die passenden Aufgaben für den Sum-of-us-Wettbewerb verteilt wurden, begann wieder ein emsiges Arbeiten und der Speisesaal verwandelte sich akustisch in einen „Bienenstock“. Die begleitende Lehrkraft, die zu dieser Zeit in einer speziellen Fortbildung zur Begabtenförderung mit euklidischer Geometrie saß, konnte hier wieder nicht eingreifen. Nach dieser zweiten Runde korrigierten Dutzende Studentinnen und Studenten die Ergebnisse der Schülergruppen. Um die Wartezeit bis zur Siegerehrung zu verkürzen, präsentierte Michael Kaiser seine Songs. Er hatte ein Lied zu der irrationalen Zahl π komponiert und stellte weitere Lieder vor, die man auch auf youtube bewundern kann.

Auf der Rückfahrt zeigte sich, wie tief die Sympathie zur Mathematik war, als Nicolas H* offenbarte, dass er 35 Stellen von π kenne, was er eindrucksvoll vorführte. Lennart B*, der  Neueinsteiger im Team, konnte nur 18 Stellen von π.

Abschließend kann man sagen, dass das Mathematikturnier 2018 trotz universitären Herausforderungen keine abschreckende Wirkung hatte, die Selbsthilfegruppe war also dem Ziel nicht nähergekommen. Möglicherweise war der Wunsch nach einem Studium im mathematischen oder naturwissenschaftlichen Fachbereich sogar noch stärker geworden.

*Name von der Redaktion nicht geändert.

Den Bericht vom Bonner Mathematikturnier als pdf findet ihr hier.